Was ist Stottern?

Definition:

Stottern ist eine Unterbrechung des Redeflusses durch auffällige Wiederholungen, Dehnungen oder Blockaden. In diesem Moment weiß der Stotternde genau, was er sagen möchte, er kann es jedoch nicht störungsfrei herausbringen.

Häufig entwickeln Stotternde auch eine sogenannte Sekundärsymptomatik, wie z.B. auffällige Verkrampfungen der Gesichtsmuskulatur oder zusätzliche Körperbewegungen beim Sprechen. Andere Betroffene reagieren auf das eigene Stottern mit einem Vermeidungsverhalten oder der Taktik des Verschleierns. Beim Erstgenannten wird das Sprechen an sich weitgehend gemieden, was bis zu einem totalen gesellschaftlichen Rückzug führen kann. Beim Verschleiern werden z.B. Füllwörter genutzt, um das Stottern zu umgehen. Oftmals werden während des Sprechens auch blitzschnell „schwierige“ Wörter gegen andere Begriffe ausgetauscht, damit der Gesprächspartner das Stottern nicht bemerkt.

Häufigkeit und Schwere des Stotterns kann zwar je nach Gefühlslage und Verfassung des betroffenen Menschen schwanken, dennoch ist Stottern eine körperliche bedingte Sprechbehinderung – keine psychische Störung.

Mit freundlicher Genehmigung der Bundesvereinigung Stottern & Selbsthilfe e.V.


Häufige Fragen

Wieso stottert ein Mensch?

Stottern beginnt meist in der Phase des frühkindlichen Spracherwerbs. Wie es bei der einzelnen Person zum Stottern kommt, ist bis heute unbekannt. Als gesichert gilt, dass Stottern im Wesentlichen auf einer körperlichen Fehlfunktion beruht, und zwar im Bereich der Verarbeitung von Nervensignalen für Sprache und Sprechen. Auch eine motorische Störung der am Sprechen beteiligten Organe kann zugrunde liegen. Man kann ebenfalls davon ausgehen, dass eine Veranlagung zum Stottern vererbt wird. Damit ist eine Bereitschaft des Körpers gemeint, die zum Stottern führen kann – aber nicht muss. Klar ist, dass Stottern nichts mit Intelligenz zu tun hat und keine psychische Störung ist.

Wieviele Menschen stottern?

80 Prozent aller Kinder durchlaufen im frühen Alter Phasen der Sprechunflüssigkeit. Bei vier bis fünf Prozent von ihnen entwickelt sich ein chronisches Stottern, das sich häufig spontan oder durch sprachtherapeutische Behandlung wieder verliert. Im Durch­schnitt ist 1 Prozent der Bevölkerung vom Stottern betroffen; das sind in Deutschland etwa 800.000 Menschen. Dabei überwiegt der Anteil der Männer.

Wie wirkt sich Stottern auf das Leben der Betroffenen aus?

Schon im frühen Alter entwickeln stotternde Kinder durch die Reaktionen ihrer Umgebung ein Störungsbewusstsein, das sie häufig stärker belastet als die eigentliche Sprechstörung. Viele stotternde Menschen vermeiden Wörter oder Situationen, bei denen sie fürchten, stottern zu müssen. Alltägliche Situationen, wie der Kauf einer Fahrkarte, können für stotternde Menschen ein großes Problem darstellen. Freunde und Freizeitaktivitäten werden nicht nach den tatsächlichen Wünschen ausgewählt, sondern danach, wenig sprechen zu müssen. Negative Reaktionen der Mitmenschen wie Hohn, Ablehnung, Mitleid und Verlegenheit können den sozialen Rückzug fördern. In Schule, Ausbildung, Beruf und in den Medien werden stotternde Menschen immer noch diskriminiert – häufig aus Mangel an Wissen darüber, was Stottern ist und welche Auswirkungen es für Betroffene hat.

Wie soll man einem Stotternden begegnen?

Entgegen der verbreiteten Meinung hilft es einem Stotternden nicht, ihm bei Blockaden das Wort aus dem Mund zu nehmen,  den Satz für ihn zu beenden oder den Blick­kon­takt zu vermeiden. Jemand, der stottert, weiß genau, welches Wort er gerade sagen möchte – er benötigt hierfür nur mehr Zeit. Gelassenes Zuhören trägt auf beiden Seiten zur Entspannung der Situation bei.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Grundsätzlich gilt: Stottern ist in jedem Lebensalter in hohem Maße veränderbar. Es existieren zahlreiche, zum Teil recht unterschiedliche Therapieansätze. So kann mit Hilfe von Sprechtechniken ein flüssigeres Sprechen erreicht werden. Dieses Ziel verfolgt ein anderer Ansatz dadurch, dass Stottersymptome nicht vermieden, sondern verändert werden. Ein qualifizierter Stottertherapeut zeichnet sich dadurch aus, dass er verschiedene Konzepte individuell kombinieren kann und auch Gefühle und Einstel­lungen des Patienten zum Stottern berücksichtigt.


Oft stehen Stotternde und Eltern betroffener Kinder hilflos vor dem vielfältigen Thera­pie­­angebot. Meldungen über „Wundertherapien“, die angeblich in kürzester Zeit Heilung bringen, tragen zur Verunsicherung bei. Information und Beratung durch die Bundes­vereinigung Stotterer-Selbst­hilfe bieten hier eine Möglichkeit zur Orientierung. Genannt seien ein Elternratgeber, ein Therapieratgeber, das bundesweite Therapeutenverzeichnis und die telefonische Fachberatung.